+++ Die Ausstellung ist noch bis Samstag, den 13. Mai im Lilo zu sehen – eine gute Gelegenheit zum Anschauen ist die Volxküche am Samstag ab 19:00 Uhr +++
Bei uns im Lilo gibt es seit dem 1. Mai eine spannende Ausstellung der Revolutionären Aktion Stuttgart zur Geschichte des Revolutionären 1. Mai in Stuttgart. Hier der Ankündigungstext zur Ausstellung. Diese wird nur noch wenige Tage im Lilo anzuschauen sein – eine gute Gelegenheit ist z.B. sich die Ausstellung bei der kommenden Volxküche am Samstag anzuschauen:
“Die diesjährige Revolutionäre Mai-Demonstration ist die zwanzigste in Folge. Seit 2004 gehen in der Landeshauptstadt Menschen Anfang Mai auf die Straße um für den Bruch mit den herrschenden kapitalistischen Verhältnissen und für eine andere, eine sozialistische Gesellschaft zu demonstrieren. Ein kleines Jubiläum, das uns veranlasst hat, einen Blick zurück zu werfen. Herzlich willkommen in unserer kleinen Ausstellung.
Diese Ausstellung ist der Versuch, die Geschichte der Maimobilisierungen der vergangenen 19 Jahre aufzubereiten und zugänglich zu machen. Sie soll aber keine bloße Abfolge von Demo-Bildern und Berichten sein. Der 1. Mai war 2004 (und ist es bis heute) mehr als ein jährlich wiederkehrendes, ritualisiertes Ereignis. Die Mobilisierungen waren und sind immer ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse und ein Gradmesser für den Zustand und die Mobilisierungsfähigkeit der revolutionären Linken in Stuttgart. Der 1. Mai ist auch der Tag, an dem die Kämpfe der einzelnen politischen Widerstandsfelder zusammengeführt und auf eine gemeinsame Perspektive ausgerichtet werden: die einer klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft.
Mit der Ausstellung wollen wir deswegen die 1. Mai-Aktivitäten zu kontextualisieren. Anhand des 1. Mais, welcher sich als roter Faden durch die Ausstellung zieht, wollen wir die Entwicklung der Mai-Mobilisierung aber auch der revolutionären Linken in Stuttgart nachzeichnen. Das kann nicht isoliert geschehen. Die Welt „da draußen“ prägt nicht nur die Mai-Demos, sie prägt unsere Politik und unser konkretes Handeln.
Der Einmarsch der US-Truppen in den Irak 2004, der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, die Finanzkrise 2008 und die folgende Austeritätspolitik, die großen Naziaufmärsche in Dresden 2010 und 2011, die Eröffnung der EZB in Frankfurt, aber auch 16 Jahre Merkel, besetzte Wohnungen & Häuser, Stuttgart 21 oder die Corona-Pandemie… All das – und vieles andere mehr – hatte unmittelbaren Einfluss auf den revolutionären 1. Mai.
Die Ausstellung ist auch ein Beginn diese, die eigene Geschichte greifbar zu machen. Für jene, die dabei waren, aber gerade auch für die neuen Generationen von Aktivist:innen. Unsere gemeinsame Geschichte, die gemachten Erfahrungen, die Fehler, Niederlagen, Erfolge und Entwicklungen, ist alles was wir haben. Sie weiter zu geben ist unerlässlich – gerade in einer Linken in der oft genug Generation nach Generation neu beginnen musste. Politische und organisatorische Kontinuität über Generationsgrenzen hinweg ist keine Selbstverständlichkeit, sie ist die Ausnahme.
Bilder, Flyer, Plakate und Zeitungen sind ein gewichtiger Teil unserer gemeinsamen Geschichte, aber eben nur ein Teil. Die konkreten Erfahrungen auf der Straße, in den jeweiligen (Abwehr-) Kämpfen, auf unzähligen Treffen, im direkten Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse können sie nur bedingt darstellen. Jenen Teil, der in den Köpfen mehrerer Generationen von Aktivist:innen steckt, kann diese Ausstellung nur bedingt wiedergeben.
Dieser Raum ist in erster Linie eine Dokumentation von Geschehenem, weniger eine Einordnung und Wertung. Es ist – mit einigen, wenigen Ausnahmen – das was nach „Außen“ geschrieben und gelayoutet wurde. Das macht diese Ausstellung nur zu einem Ausschnitt revolutionärer Politik und bleibt logischerweise begrenzt.
Diese Ausstellung, aufgehängt am revolutionären 1. Mai, ist am Ende auch nur ein Anfang. Vieles fehlt, einiges ist unvollständig oder nur bruchstückhaft vorhanden. Nicht immer entspricht die Gewichtung der ausgestellten Exponate ihrer eigentlichen Bedeutung.
Währen die Herrschenden ganze Archive unterhalten und ganze Historiker:innenscharen beschäftigen um ihre Geschichte zu schreiben, sind es auf unsere Seite – zumindest in Stuttgart – Einzelne, die die Geschichte dokumentieren. Diese Ausstellung kann deswegen auch als Aufforderung gesehen werden, daran etwas zu ändern.
Der Raum mag mit seiner Dichte an Ausstellungsstücken erschlagen wirkend und vielleicht soll es das auch ein bisschen. Wir haben in all den Jahren zusammen mehr geschafft, als uns manchmal bewusst ist. Das was heute Normalität ist, war vor Jahren undenkbar. Diese Ausstellung soll deswegen auch dazu anregen, in Kenntnis des gestern, nach vorne zu schauen. Zu sehen was erreicht wurde, ist gleichzeitig eine Aufforderung daran anzuknüpfen und weiter zu gehen. Geschichte wird gemacht.”