+++ 19. März: Neue Infos zum Betrieb im Linken Zentrum +++

Im Linken Zentrum wird es bis auf weiteres keine öffentlichen Veranstaltungen geben. Hingegen hat das Café Südstern bei uns im Haus unter strengen Hygienevorschriften und angepassten Verhaltensregeln zum Umgang untereinander weiter von 10-18 Uhr täglich geöffnet. Ergänzend zum normalen Sortiment wird es jeden Tag ein Tagesessen zum Einkaufspreis geben.

Warum machen wir das?
Vorweg gesagt: Wir nehmen die aktuelle Situation ohne Umschweife ernst. Es widerspricht jedoch unserem Selbstverständnis in angespannten Zeiten die Schotten dicht zu machen und erst wieder aufzutauchen wenn sich die Lage entspannt hat.
Für uns steht völlig außer Frage, dass in Anbetracht des potentiell tödlichen Ausgangs einer Infektion für ältere und chronisch kranke Menschen, jetzt Maßnahmen von möglichst vielen ergriffen werden müssen um weitere Neuinfektionen zu vermeiden. Dazu tragen natürlich auch wir unseren Teil bei.

Aber: Die momentanen Ereignisse markieren auch den Beginn einer weiteren Krise des Kapitalismus, diesmal einer voraussichtlich tiefgreifenden. Und es ist offensichtlich, wer die Krisenfolgen schultern soll.
Wir wissen, dass es natürlich Leute gibt, denen mit bezahltem Home-Office, Netflix und dem Rewe-Lieferdienst ein bequemes Leben zuhause auf unbestimmte Zeit möglich ist. Oder die die Krise in ihrem Ferienhaus entspannt absitzen um danach aus Wirtschaftshilfen zu schöpfen um weiter zu machen wie vorher.
Wir wissen aber auch, dass es eine große Masse an Menschen gibt, die diese Möglichkeit nicht haben: Weil sie immer noch arbeiten und deswegen jeden Morgen raus und unter Menschen müssen. Weil sie gerade ihren Job verloren haben und das Geld langsam knapp wird. Weil sie Kinder zuhause haben und jeden Abend erneut vor der Frage stehen wie sie fehlende Kinderbetreuung und Lohnarbeitszwang unter einen Hut bekommen sollen.

Während die Regierung Milliarden-Pakete für die großen Konzerne schnürt, schert sie sich einen Scheißdreck um diese Menschen. Mehr als warme Floskeln und Durchhalteparolen bleibt für die da unten aktuell nicht über. Statt ausreichenden medizinischen und finanziellen Schutz zu organisieren wird das Erstellen von “Enkelpodcasts” empfohlen, um die soziale Distanz zu überbrücken.

Uns sind die Leute nicht egal, im Gegenteil: Wir setzen auf Kollektivität statt Vereinzelung, auch wenn diese Kollektivität sicherlich aktuell anders aussehen muss als sonst.

Dafür haben Aktive aus dem Linken Zentrum und anderen politischen Kreisen die Initiative “Solidarisches Stuttgart” ins Leben gerufen (www.solidarisches-stuttgart.org). Weil es aber einen nicht unerheblichen Anteil an Menschen gibt, die nicht im Internet unterwegs sind und die einen konkreten Anlaufpunkt brauchen, bieten wir unter sehr strengen Regeln eine öffentliche Anlaufstelle für Betroffene und etwas Warmes für den Magen von 10-18 Uhr im Café Südstern an. Gemeinsames Essen (mit angemessenem Abstand natürlich) ermöglicht nicht nur Kollektivität in Zeiten von Vereinzelung, sondern schont den Geldbeutel und macht egoistische Hamstereinkäufe überflüssig.

Und ja, im Zweifelsfall haben wir auch noch eine Rolle Klopapier über.

Linkes Zentrum Lilo Herrmann, 19. März 2020